Bodenlehrpfade machen den Boden erlebbar!
Der erste in Nordrhein-Westfalen
Der Boden ist Lebensgrundlage und geschütztes Umweltgut wie Wasser und Luft.
Böden sind in Jahrtausenden natürlich entstanden; sie können empfindlich und schnell auf Einwirkungen des Menschen oder auf Klimaveränderungen reagieren.
Der erste Bodenlehrpfad Nordrhein-Westfalens, der am 13. Juni von NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn und Professor Josef Klostermann, Direktor des Geologischen Dienstes NRW, im Beisein vom Landrat des Kreises Düren, Wolfgang Spelthahn, dem Schatzmeister des Eifelvereins, Josef Hüttemann und einer Vielzahl von Gästen in Hürtgenwald-Raffelsbrand (Todtenbruch) eröffnet wurde, vermittelt die Bedeutung des Bodens als Lebensraum und Pflanzenstandort und lädt zu einem informativen Waldspaziergang ein. Es werden Führungen und eine Broschüre angeboten.
Der Bodenlehrpfad in Hürtgenwald-Raffelsbrand
Im Jahre 1999 erfasste das Geologische Landesamt NRW - heute Geologischer Dienst NRW - die Bodenverhältnisse im Wasserschutzgebiet der Wehebachtalsperre. Das Staatliche Forstamt Hürtgenwald und das ihm angeschlossene Jugendwaldheim am Peterberg sowie die Biologischen Stationen Aachen und Düren entwickelten reges Interesse an diesen bodenkundlichen Arbeiten. Es entstand im Todtenbruch in Hürtgenwald-Raffelsbrand (Nähe B 399) ein Bodenlehrpfad mit sechs durch Bodenkundler sorgfältig ausgewählte, für das untersuchte Gebiet repräsentative Böden, die durch Aufgrabungen aufgeschlossen und anschaulich gemacht wurden. So bekommen die interessierte Öffentlichkeit und die jugen Besucher des Jugendwaldheimes einen guten Einblick in die Vielfalt der Böden im Hohen Venn und zeigt ihnen, wie der Boden als Waldstandort genutzt wird und ob z.B. die richtigen (standortgerechten) Bäume auf ihm wachsen oder wie man ihn besser nutzen könnte.
Der Lehrpfad berührt auch die ökologisch besonders wertvollen Moorgebiete des Todtenbruchs. Der 4,5 Km lange Bodenlehrpfad führt unter anderem auf einem 700 Meter langen Bohlensteg direkt über die sensiblen Böden sowie durch den Quellbereich der Weißen Wehe.
Ziel des Lehrpfades ist, den Besuchern die Eigenarten des Bodens, seine unterschiedlichen Formen sowie seine Empfindlichkeit und Schutzbedürftigkeit näher zu bringen. Für einen Besuch des Lehrpfades bietet sich jede Jahreszeit gleichermaßen an, da das Hochmoor und auch die umgebende Landschaft jedes Mal ein anderes interessantes Gesicht zeigt.
Die Moore in diesem ca. 40 Hektar großen Gebiet sind aus geologischer Sicht relativ jung. Ihre Entwicklung begann vor etwa 3.000 Jahren. Moore wurden seit jeher mit Misstrauen, wenn nicht gar mit Angst betrachtet. Sie brachten keinen Nutzen, konnten nicht bearbeitet werden und sorgten für lästige Insektenschwärme. Die Lösung hieß entwässern und kultivieren.
Erst mit dem wachsenden Umweltbewusstsein lernte der Mensch die Bereicherung der Natur durch die Moore und ihre bemerkenswerte Lebensgemeinschaften schätzen und schützt sie heute. Erstaunlicherweise wurde uns die wichtige Rolle der
Moore im Wasserhaushalt der Landschaft, ihr Klimaeinfluss und ihre Bedeutung für den Stoffkreislauf erst bewusst, als zahlreiche Feucht- und Moorgebiete schon unwiederbringlich zerstört waren.
Aus diesem Grunde ist es sehr zu begrüßen, dass im Rahmen eines nach Belgien länderübergreifenden Naturschutzprogrammes der Europäischen Union (Interreg III) durch Wiedervernässung Hochmoore renaturiert werden, die durch frühere Entwässerungsmaßnahmen geschädigt worden sind. Man kann den Initiatoren und den Entscheidungsträgern dankbar sein, dass die Renaturierung des Todtenbruchs in dieses Naturschutzprogramm mit aufgenommen wurde und eine zeitnahe Umsetzung erfolgte.
Der Bodenlehrpfad (Nähe B 399) (Beginn Raffelsbrand, ca. 100 m hinter dem Haus Ringstraße 23) auf den vor Ort durch Hinweisschilder aufmerksam gemacht wird, kann kostenlos von jedem Interessenten begangen werden. Die trockenere Jahreszeit von Mai bis Oktober ist natürlich die günstigste Zeit für das Studium des Lehrpfades.
Zur Geschichte
Der Todtenbruch ist der nordöstlichste Ausläufer des Hohen Venns. Es handelte sich hierbei um alte Waldflächen, die - zusammen mit den umliegenden Flächen - um 1830 mit Nadelholz bepflanzt worden sind. Dabei wurden Entwässerungsgräben gezogen, um der Fichte geeignete Lebensbedingungen zu schaffen.
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Teile des Gebietes gerodet und in Landwirtschaftliche Flächen umgewandelt. Das Kerngebiet des Todtenbruchs wurde mit Sitka-Fichten und Rotfichten wieder aufgeforstet.

Die Maßnahmen
Die erste Phase der Renaturierung ist mittlerweile abgeschlossen. Die Projektleitung vor Ort hatten der örtliche Revierleiter Dirk Lüder vom Staatlichen Forstamt Hürtgenwald und Matthias Beckmann von der Biologischen Station Aachen. Im ersten Arbeitsschritt wurden im Jahre 2002 die standortfremden Fichten gefällt und beseitigt. Trotz maschineller Ausführung wurden diese Arbeiten so bodenschonend wie nur eben möglich ausgeführt, bestätigte der Revierleiter. Alle Laubbäume wie Birken, Erlen und Buchen blieben erhalten.
Nach dem Abschluss dieser Maßnahme und der Abfuhr des Holzes wurden die Entwässerungsgräben, welche in Verbindung mit dem hohen Wasserverbrauch der Fichten eine Trockenlegung des Bodens vor 170 Jahren bewirkt hatten, wieder vollständig geschlossen. So wird sich der Wasserstand im Boden in den kommenden Jahren wieder deutlich erhöhen.
Typische Moorpflanzen können sich wieder ausbreiten und der Wuchs des Torfmooses wird dadurch deutlich gefördert. Der Biologe Matthias Beckmann betont, dass der Wasseranstau keine Auswirkungen auf angrenzende landwirtschaftliche Privatflächen haben wird und die Vorgehensweise mit dem örtlichen Dränverband sowie den anliegenden landwirtschaftlichen Betrieben abgestimmt wurde.
So konnte unter anderem auch ein "Pingo" mit tatkräftiger Unterstützung der Ortsgruppe Vossenack im Eifelverein freigelegt werden, der einen Durchmesser von fast 50 Metern hat.
Nach dem Abschluss aller Maßnahmen wird die forstliche Nutzung eingestellt und die Flächen werden der Natur überlassen. Jedoch wird man in Zukunft darauf achten, dass als vordringliche Pflegemaßnahme die Entfernung der Fichtensämlinge regelmäßig durchgeführt wird.
Die ökologische Bedeutung des Moores
Hochmoore sind hochsensible Biotope, die sich unter ganz speziellen Bedingungen bilden können. Nur wenn sich im Boden eine Wasser undurchlässige Tonschicht befindet und die Niederschlagsmengen ausreichen, kann die zur Entstehung eines Moores wichtigste Pflanzenart, das Torfmoos, wachsen. Diese Pflanzen sind der Haupterbauer des Torfes. Hierbei handelt es sich um die abgestorbenen, sich unter ständigem Luftabschluss nur unvollständig zersetzenden Teile des Torfmooses. Dieser Torf hat ein enormes Wasseraufnahmevermögen und wirkt somit hochwasserregulierend, da er große Regenmengen speichern kann und das Wasser später gleichmäßig an die Bäche abgibt. Im Bereich des Todtenbruchs befinden sich mehrere Bachquellen, unter anderem die Quelle der Weißen Wehe, die die Wehebachtalsperre speist.
Im Hochmoor sind Pflanzenarten zu finden, die sich an die extrem saure und nasse Umgebung angepasst haben und die den meisten anderen Pflanzen ein Überleben unmöglich machen. Insbesonders so seltene Arten wie der fleischfressende Sonnentau, das weiße flauschige Wollgras, die rosa blühende Glockenheide oder verschiedene Orchideen werden die Flora am Todtenbruch in Zukunft sicherlich wieder bereichern.
Informationen und Führungen
Das Staatliche Forstamt Hürtgenwald und die Biologischen Stationen bieten informative Exkursionen an. Anmeldungen sind beim Forstamt Hürtgenwald oder bei der Biologischen Station im Kreis Düren e.V. möglich.

Der Geologische Dienst NRW hat u.a. eine 37-seitige, den Bodenlehrpfad begleitende Broschüre erarbeitet, in der die Böden farbig abgebildet und leicht verständlich beschrieben sind. Gleichzeitig wird der Zusammenhang zwischen den Bodeneigenschaften und einer standortgerechten Baumartenwahl erläutert. Der vordere Teil der Broschüre beinhaltet allgemein Wissenswertes über die Grundzüge der Bodenkunde, über den Bodenschutz, die geologischen Substrate die das Ausgangsmaterial für die Bodenbildung sind, einen Bodenkartenausschnitt mit Erläuterung der vorkommenden Böden.
Diese Sonderveröffentlichung ist gegen eine Schutzgebühr von 1,-- € im Jugendwaldheim Raffelsbrand oder beim Staatlichen Forstamt Hürtgenwald zu erhalten. Unter anderem ist sie auch im Buchhandel unter der ISBN Nr. 3-86029-980-8 zu beziehen.
Quelle (auszugsweise):
Broschüre "Bodenlehrpfade in NRW - Hürtgenwald-Raffelsbrand"
von Wilfried Steffens und Dr. Malthe Warstat