Industriegeschichte Kalltal

Zur Frühgeschichte von Hürtgenwald

Um 4.000 bis 5.000 v. Chr.

Im Baytal bei Gey die ersten Steinzeitmenschen, die sogenannten Bandkeramiker. Später bewohnten die Kelten unsere Gegend (Keltenwall auf der Hochkoppel).

Etwa 300 Jahre v. Chr.

Die Germanen, der Stamm der Eburonen, kamen über den Rhein und vermischten sich mit den Kelten.

58 v. Chr.

beginnt die Zeit der römischen Besetzung des Rheinlandes.

Im Winter 55/54 v. Chr.

überwinterte Cäsar mit der 14. Legion in Aduatuka, der irgendwo am nördlichen Eifelrand gelegenen Hauptstadt der Eburonen. Diese erhoben sich gegen die Römer und vernichteten sie.

53 v. Chr.

nahm Cäsar furchtbare Rache. Er zog siegreich ins Eburonenland, tötete und vernichtete alles, was er vorfand.

19 v. Chr.

lassen die Römer den Stamm der Ubier das ehemalige Eburonenland in Besitz nehmen.

69 n. Chr.

besiegten die Bataver die Römer und Ubier bei Marcodurum, dem heutigen Düren. Nach dem Bataveraufstand erlebte die hiesige Region unter römischer Herrschaft eine ruhige, kulturell segensreiche Zeit. Den Funden nach zu urteilen war die Umgebung von Gey dicht besiedelt.

253 n. Chr.

Es beginnen die Kämpfe zwischen Römer und Franken, die sich über 150 Jahre hinstrecken. Die Herrschaft der Römer fand dann ein Ende; die Zeit der Franken beginnt.

Geschichte des Kalltales

ca. 200 n. Chr.

Römerfunde bei Zweifallshammer

1385

Ersterwähnung von Zerkall

1575

Förderbeginn der Bleierzgrube und -hütte "Klingelpütz"

1569

Gründung der "Lucasmühle"

1600

Stilllegung von "Klingelpütz"

1608

Ersterwähnung von Simonskall

1618

Gründung der Eisenhütte Simonskall

1622 - 1666

Entstehung der historischen Bauten in Simonskall

1668

Errichtung der "Mestrenger Mühle"

1741

Übernahme der Eisenhütte Simonskall durch Hoesch

1800

Hoesch erwirbt Zweifallshammer

1806

Beginn des Hochofenbetriebes

1866

Stillegung des Hüttenwerkes Zweifallshammer

1871

Verlagerung des Betriebes von Zweifallshammer nach Dortmund

1816

Stilllegung der Eisenhütte Simonskall

1888

Errichtung der Pappe- und Papierfabrik Zerkall

1905

Inbetriebnahme des Wasserwerkes Vossenack - Schmidt

1912

Gründung der Papierfabrik Renker in Zerkall

1920

Stilllegung der "Lucasmühle"

1935/36

Bau der Kalltalsperre

1950

Einebnung von "Lucasmühle"

1971

Endgültige Stilllegung des Wasserwerkes Vossenack - Schmidt

Die Kall

Die Quellen der Kall:

Hinter dem alten Bahnhof Konzen zwischen Roetgen und Konzen im Ostrand des belgischen Hohen Venns.

Der Lauf der Kall:

Von Konzen über Bickerath, Kalltalsperre, Simonskall nach Zerkall. Dort Mündung in die Rur.

Länge des Bachlaufs:

Ca. 25 km.

Name der Kall:

Ableitung vom keltischen "kallos" = dunkel, schwarz. Das typische Venn-Wasser ist dunkelbraun gefärbt im Gegensatz zu den üblichen Bächen. Die Kall entspringt aber im Venn.

Abbaustollen bei Kallbrück

Im Tiefenbachtal, einem Seitental der Kall bei Kallbrück, befinden sich in den Hängen einige kleine Abbaustollen, (Durchmesser 1 bis 1,5 m; Tiefe bis zu 10 m), in denen um 1800 Limonit (Brauneisenerz) mühevoll abgebaut wurde.

Simonskall

Die Kreuzungstelle zwischen den alten Wegen Vossenack - Rollesbroich - Simmerath und dem Weg von Lammersdorf - Zerkall bot sich für eine damalige, verkehrstechnisch günstig gelegene Besiedlung an, die von den Schobinger erkannt und wahrgenommen wurde.


Industrie-Standort

1608

Die erste Besiedlung durch die beiden Brüder Tobias und Bartholomäus Schobinger, Kaufleute aus St. Gallen in der Schweiz. Sie wollten an der Kall eine Glas- und eine Seifenfabrik errichten.
Verkauf des Betriebes und des Geländes an den Hüttenmeister Simon Kremer aus Zweifall.

1618

Umwandlung der Fabrik zu einer Eisenhütte.
Der Betrieb muss rentabel gewesen sein, sonst wären in dieser Zeit nicht die stattlichen Häuser in Simonskall entstanden:

  • Die im Jahre 1622 erstmals erwähnte Kornmühle,
  • am rechten Ufer der Kall die "Burg" von 1643, wie sie im Volksmund genannt wird,
  • Das Wohnhaus von 1651 (Haus des Gastes) und der mit Schießscharten versehene Eckturm, der aufgrund seiner kompakten Bauweise aus der Zeit der Schobingers um das Jahr 1610 stammt,
  • Das aus Bruchsteinen bestehende Doppelhaus von 1666 links neben der Kremer-Mühle.

Nach diesem Simon Kremer ist der Ort Simonskall benannt worden.

1741

Jeremias Hoesch wurde Eigentümer der Hütte.

1816

Endgültige Stilllegung der Hütte. Der damalige Hoesch hatte sich inzwischen auf sein neues, modernes Hüttenwerk Zeifallshammer zurückgezogen.

Die Eisenhütte, am Ortsende von Simonskall in Richtung Kallbrück gelegen, ist heute praktisch vollständig verschwunden.

Fremdenverkehrs-Standort

Bis zum 19. Jahrhundert war Simonskall ein ruhiger, abgelegener Ort. Wegen der schlechten Verkehrsanbindungen gab es dort neben der Industrie nur Landwirtschaft.

Durch das Aufkommen von Wandervereinen wurde der Ort um 1900 eine beliebte Anlaufstelle. Es entstand eine erste bescheidene Gastronomie.

Durch die Errichtung des sehr modernen und großen Hotels "Haus Kallbach" um 1972 wurde die übrige Gastronomie beeinflusst, ihr Angebot wesentlich zu verbessern, so dass sich - begünstigt durch die zunehmende Motorisierung - ein ansehnlicher Fremdenverkehr entwickeln konnte.

Wasserwerk

Das Wasserwerk nahe der Mestrenger Mühle diente vom Jahre 1905 -1936 Versorgung von Vossenack und bis 1971 von Schmidt mit Trinkwasser aus Quellen nahe der Mestrenger Mühle. Die vier dortigen Lambach-Pumpen arbeiteten nach dem Prinzip des "Hydraulischen Widders" ohne jeglichen Kraftstoff, sondern ausschließlich mit Hilfe der Wasserkraft.

Eine dieser Pumpen wurde restauriert und steht auf dem Kirchplatz vor der Pfarrkirche in Vossenack.

Meiler

Für die Verhüttung von Eisenerz war in früherer Zeit heimische Holzkohle erforderlich, die in vielen Meilern im Kalltal und seinen Nebentälern hergestellt wurde.

Am "Historischen Wanderweg" des Eifelvereins Ortsgruppe Vossenack ist auf der rechten Kallseite kurz vor der Mestrenger Mühle im Huschelbachtal ein Schaumeiler.

Mestrenger Mühle

Das Gebiet um die heutige Mestrenger Mühle hieß schon im 16./17. Jahrhundert "a Mesteng", "a Mestereng" oder "auf Mesterengen". Die Herkunft des Namens ist bisher unbekannt.

Im 16. Jahrhundert verfügte die Landordnung, dass eine Reihe von Ortschaften ihr Korn zum Mahlen zur sogenannten Zwangsmühle Lammersdorf fahren musste. Als Erleichterung für z. B. Vossenack ist im Jahre 1668 die Mestrenger Mühle errichtet worden.

Nach dem II. Weltkrieg bis heute ist sie ausschließlich ein Restaurationsbetrieb.

DIE LUCASMÜHLE

Nicht weit von der Mündung des Tiefenbachs in den Kallbach nahe Zweifallshammer stand einst die Lucasmühle, die allmählich so zerfallen war, daß sie im Jahre 1950 völlig eingeebnet wurde.

1569

Aufbau und Betrieb der Mühle durch Kirstgen Lucas und Wilhelm von Bürvenich.
Die ungünstige Ertragslage der Lucasmühle war von Anfang an schon dadurch gegeben, dass die Bauern der umliegenden Ortschaften in den vom Landesherrn zugewiesenen Zwangs- oder Bannmühlen ihr Korn mahlen lassen mußten.
Daneben backte der Müller achtpfündige Schwarzbrote zum Verkauf. Außerdem wurden Bienenzucht und vor allem die Forellenzucht betrieben.

1890

Aufzucht von Eseln zum eigenen Gebrauch, aber auch für den Drachenfels zur Beförderung von Touristen.

1920

Stilllegung und Verkauf wegen Unwirtschaftlichkeit.

Vor dem II. Weltkrieg war die Lucasmühle nicht nur ein landwirtschaftlicher Betrieb, sondern auch eine kleine Gaststätte mit Übernachtungsmöglichkeit für Wanderer in der Scheune.

DER "KLINGELPÜTZ"

1527

erteilte der Herzog von Jülich-Berg dem Amtmann von Nideggen die Genehmigung, oberhalb dieses Platzes in der "kallen die Berge zu öffnen", um einen Bleierzbergbau zu betreiben.
In den Folgejahren entstand neben dem Bleibergwerk auch die Schmelzhütte "Klingelpütz". Diese lag auf der rechten Kallseite gegenüber der Mündung des Tiefenbaches in die Kall.
Der Abbau des Bleiglanzes war offensichlich bislang nur in Pingen, kleineren Schächten und Stollen betrieben worden.

1575

Errichtung des Bergwerkes.

1600

Stillegung des "Klingelpütz".

Zweifelshammer

1800

Das Gebiet "Klingelpütz" und seine Umgebung kam in den Besitz von Eberhard Hoesch.

1801 - 1806

Konzession durch Dekret des Kaisers Napoleon zum Betreiben eines  Hammerwerkes und eines Hochofens.

1806

Stilllegung der Eisenhütte.

1871

ündung eines neuen Betriebes mit moderner Technik und verkehrsmäßig günstiger Lage in Dortmund. Dort entwickelte sich der Hoesch-Konzern.
Seit dem Jahr 1800 ist der Raum Zweifallshammer bis heute im Besitz der Familie Hoesch. Geblieben sind ein Teil des Wassergrabens der Bleihütte Klingelpütz, drei Stollen am Hang hinter der heutigen Wohnanlage, der Hüttenteich und das Wassergrabensystem, Fundamentsreste, sowie einzelne Gebäude. Glanzstück aber ist der restaurierte Hochofen. Restauriert wurde auch die ehemalige Ofen-Schleiferei, in der sich vorher das Frischefeuer und der Reckhammer befunden haben. An ihrer Vorderwand dreht sich ein oberschlägiges Wasserrad.

Zerkall

1385

Ersterwähnung von Zerkall, das in früheren Zeiten den Namen "an der Callen"oder "Zur Callen" trug.

1504 - 1945

Die Getreidemühle ist offensichtlich die Keimzelle des Ortes gewesen, um die sich Katen und Häuser von Arbeitern und Bauern scharten. Nicht weit von ihr lag eine Schleifmühle - ein Bearbeitungsbetrieb der Eisenindustrie -, die nur von 1512 - 1546 gearbeitet hat.

1612

Errichtung einer Walkmühle an derselben Stelle wegen des guten, kalkfreien Kallbachwasser ihren Betrieb auf. Sie hatte die Aufgabe, die Verfilzung des Wollgewebes zu einem festen, glatten Tuch herbeizuführen.

1651

Neben dieser Mühle entstand eine Ölmühle, die mehrere Jahrhunderte arbeitete, während die Walkmühle in der Zwischenzeit ihren Betrieb einstellte.

1802

Aus der Ölmühle wurde eine Bleischmelze.

1813

Stillegung der Bleischmelze.
Alle diese Mühlen waren im Jahre 1830 bis auf die Getreidemühlen zerfallen.

1888

Errichtung einer Papier- und Pappefabrik wegen der vorzüglichen Qualität des Kallbachwassers.

1903

Erwerb dieses Zerkaller Werkes durch den Dürener Papierfabrikant Gustav Renker.

1912

Er gründete mit seinem ältesten Sohn Dr. Max Renker die "Papierfabrik Zerkall GmbH".
Sein jüngster Sohn Armin Renker folgte 1920 und wandelte es in die K.G. "Papierfabrik Renker + Söhne" um. Das Bemühen der Renker, die Fabrikation stets dem modernsten Stand anzupassen und die Qualität ihres Büttenpapieres zu verbessern, hat dazu geführt, dass das Zerkaller Papier zu einem in aller Welt geschätzten und beachteten Produkt geworden ist.